Im Bachbett sitzen und Geröll anschauen - das ist definitiv eine Lieblingsbeschäftigung von OStR Prof. Dr. Helga Hampl-Maruna. Für die Obfrau der Vereinigten Mineraliensammler Österreichs, Landesgruppe Wien und "Ökologin mit Leib und Seele" ist die Schönheit eines "wanderbaren" Naturtages und die Vielfalt der Natur mit nichts zu vergleichen. Die Bewegung in der Natur und die vielen unterschiedlichen, beglückenden Eindrücke hat die seit Kurzem pensionierte Lehrerin stets mit Begeisterung versucht, sowohl mit den Mitgliedern ihres Vereins zu teilen als auch ihren SchülerInnen zu vermitteln. In pfand - Das Magazin gibt sie persönliche Einblicke in das ungewöhnliche Metier des Mineraliensammelns und verrät ihren schönsten Fund.
Frau Hampl-Maruna, Sie leiten seit 2011 die Landesgruppe Wien der Vereinigten Mineraliensammler Österreichs. Wie kam es zu dieser nicht gerade alltäglichen Passion des Mineraliensuchens?
Als Biologin sind mir die Motivation und die Begeisterung für die Ökologie, das Begreifen der Zusammenhänge in der Natur das Wichtigste. Wie begeistert war ich daher als Mutter, als mein Sohn mit acht Jahren in einer Sandgrube in Eggenburg Fossilien fand und ganz glücklich darüber war! Das Interesse meines Sohnes wuchs, wir besorgten uns Literatur über mögliche Fundstellen und ich erklärte ihm das geologische und evolutionäre Zusammenspiel von Erdwissenschaften und dem Leben, der Biologie, auf kindgerechter Basis.
Über kurz oder lang wurden wir dann auf den Verein der Mineralien- und Fossiliensammler Wiens aufmerksam, besuchten entsprechend die Messe Mineralium Wien in der Wiener Stadthalle und die Vereins-Versammlungen. Im Jahr 2011 wurde ich gefragt, ob ich Obfrau und damit Ausstellungsleiterin der größten erdwissenschaftlichen Messe Österreichs werden würde. Das Ergebnis kennen Sie und es macht mir nach wie vor Freude, mit meinen Leuten zusammenzusitzen, zu diskutieren, sich auszutauschen und möglichen Vorträgen zuzuhören, um Neues zu erfahren.
Mein Sohn hat mittlerweile sein Studium an der Montan-Uni in Leoben abgeschlossen und arbeitet in Deutschland an seiner Dissertation.
Welche Voraussetzungen sind nötig, um beim Sammeln und Schürfen von Mineralien erfolgreich zu sein?
Erfolgreich beim Sammeln ist man dann, wenn man sich gerne in der Natur bewegt, sich vorher über Fundmöglichkeiten und das schulische, geologische Basiswissen von einer Gegend informiert hat. Wenn dem so ist, dürfen Hammer und Meißel, festes Schuhwerk und eine Jause nicht fehlen. Und dann "Glück auf"!
Das, was ich auch immer von meinen Mineralien-Freunden höre, ist die Begeisterung am Naturerlebnis, die Bewegung in der Natur. Und auch, wenn nichts gefunden wurde, sollten das Beisammensein Gleichgesinnter und die Naturschönheiten im Vordergrund stehen und nicht die Gier oder der Neid auf andere. Es gibt auch wunderschöne Pflanzen"un"kräuter am Wegesrand oder bewundernswerte Kleintiere, das ist ausschlaggebend für einen Natur-Erlebnis-Tag.
Was war Ihr bislang schönster Fund? Gibt es einen Ort, an dem Sie sich besonders gern auf Suche begeben?
Mein schönster Fund war ein Citrin (gelbe Quarz-Varietät), den ich mir, no na als Frau, von einem sehr guten Edelsteinschleifer zu Ohrsteckern verarbeiten ließ. Viel Freude habe ich auch an einer kleinen Bergkristall-Kluft aus dem Gasteinertal, die auf meinem Schreibtisch steht. Die Sammlung vieler, vieler gesammelter Mineralien und Fossilien besitzt mein Sohn, meine Sammlung dagegen ist klein, auch um mir meine Objektivität zu anderen Sammlungen wahren zu können.
Auf Suche bin ich am liebsten im Waldviertel, nicht umsonst als "Kristallviertel" bezeichnet, und da, nach der Ernte und dem Umackern, in Dobersberg wegen der Moosopale und in Stockern wegen der Almandin-Granate, ansonsten im Nassfeld/Sportgastein wegen der gerollten Marmorsteine und Quarze.
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