Das Petschaft (die Petschaft liest man häufig – das ist jedoch grammatikalisch nicht korrekt) bezeichnet einen Stempel, der verwendet wird, um ein Siegel in weiches Material, meist Siegellack oder Wachs, zu prägen. Zugegeben, heutzutage erscheint ein versiegelter Brief wie ein Relikt aus der tiefsten Vergangenheit, trotzdem verdienen die teilweise äußerst kunstvoll gearbeiteten Petschafte unsere Beachtung.
Das älteste überlieferte Stempelsiegel in Form eines Amuletts stammt aus dem siebten Jahrtausend vor Christi Geburt aus dem zu Vorderasien gehörenden Gebiet der heutigen Türkei. Circa 4000 Jahre später entstand in Mesopotamien das Rollsiegel. Neben dem Motiv selbst ist für ein Stempelsiegel immer auch die Form der Umrandung charakteristisch, wohingegen der Abdruck eines Rollsiegels stets ein Rechteck darstellt.
In der Zeit des Mittelalters wurden Siegel zunehmend geläufiger. Im deutschsprachigen Raum lag das Recht, ein Siegel zu verwenden vom neunten bis zum zwölften Jahrhundert ausschließlich beim Adel und bei der Kirche. Erst ab dem zwölften Jahrhundert erlangten auch Städte des Siegelrecht. Als erste deutsche Stadt führte Köln ab 1114 ein Stadtsiegel für offizielle Dokumente ein. Siegel mussten den Personen beziehungsweise Institutionen, die sie verwendeten, eindeutig zuordbar sein und dienten zur Beglaubigung von Dokumenten. Ein Missbrauch oder eine Manipulation war unter Strafe verboten.
Die Gesamtheit aus Siegel und Stempel wird als Petschaft bezeichnet. Entsprechend dem erlesenen Benutzerkreis waren Petschafte teilweise äußerst dekorativ gearbeitet. Von Privatpersonen wurden Siegel auch in Form von Ringen getragen. Das hatte die Vorteile, dass die Trägerin oder der Träger das Siegel stets zur Hand hatte und es nicht verloren gehen konnte; zudem hatten solche Siegelringe eine schmückende Funktion.
Dieses besonders schöne Exemplar entstand um die Jahrhundertwende. Der Griff ist aus einer Edelkoralle gearbeitet. An der Unterseite befindet sich eine Goldmontierung mit einer Gemme aus Karneol und Lagenstein. Um das geschnitzte Wappen herum ist der Schriftzug MAS VALE VOLANDO zu lesen. Die Petschaft kann getrost als einzigartiges Schmuckstück bezeichnet werden. Ebenso besonders ist, dass das eigens angefertigte Formetui noch erhalten ist.
Noch heute finden Petschaften Verwendung. Neben Personen, die nach wie vor noch Briefe – aus nostalgischen oder romantischen Gründen – mit (oftmals Fantasie-)Siegeln verschließen, finden sie Anwendung in Bereichen mit starkem Geheimnisschutz.
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