Jede Menge Erfindergeist und Entwicklung steckt nicht nur im Uhrwerk, auch das Rundherum einer Uhr hat viele spannende Facetten. Was zum Beispiel das Wort Klischee (= unschöpferische Nachbildung/Abklatsch) mit dem Zifferblatt einer Uhr zu tun hat, will ich hier gerne ein wenig erläutern.
Ältere Taschenuhren haben oft emaillierte Zifferblätter, bei denen „Zifferblattmaler“ mit großer Kunstfertigkeit und handwerklichem Geschick Ziffern und Verzierungen aufgetragen haben.
Auch reichhaltig guillochierte Zifferblätter aus Metall findet man immer wieder. Diese Arbeiten waren sehr zeitaufwendig. Für eine größere Serienproduktion mit gleicher Qualität war eine Vereinfachung dieses Prozesses notwendig.
Das dafür entwickelte „Decalcierverfahren“ versprach Abhilfe. Mittels eines Gelatine-Tampons wurden Ziffern und Beschriftungen aufgetragen.
Zuerst musste aber so exakt wie möglich eine Druckplatte, sogenanntes Klischee, hergestellt werden. Da passt nun die Übersetzung aus dem Wörterbuch perfekt dazu und stellt auch die Wortherkunft dar: „Der Begriff leitet sich ab von französisch „cliché“, was „Abklatsch“ bedeutet. Das französische Wort bezeichnete ursprünglich die gleichnamige Druckform, das deutsche Wort Abklatsch den damit hergestellten Probeabzug." (Wikipedia)
Es wurden riesige Modelle von Zifferblättern angefertigt, diese abfotografiert und stark verkleinert auf einer Druckplatte abgelichtet. Mittels eines Ätzverfahrens wurde dann die Druckplatte fertiggestellt.
So konnte man noch kleinste Details gut abbilden.
Heute werden hochwertige Zifferblätter mit einer Weiterentwicklung des Decalcierverfahrens, dem Tampondruck (seit 1968), beschriftet. Der Gelatinetampon wurde durch einen Tampon aus Silikonkautschuk ersetzt.
Der Tampon nimmt die Farbe vom Klischee auf und gibt sie perfekt (und so gut wie rückstandsfrei) auf das Zifferblatt ab.
Der Vorgang am Beispiel eines Glashütte-Zifferblattes © Glashütte Original
Heute werden für günstigere Uhren auch andere Druckverfahren angewandt. Für die Herstellung eines Klischees oder für Zifferblätter ohne herkömmliche Druckverfahren wird mittlerweile auch Lasertechnologie verwendet.
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