Zur Übersicht Unsere Autoren
Pfand - Das Magazin Unsere Autoren Zur Übersicht
Mann überrascht mit Verlobungsring
Experten-Wissen

DER VERLOBUNGSRING: MEHR ALS EIN VERSPRECHEN AN DIE LIEBE

Der Verlobungsring, wie wir ihn heute kennen, hat eine spannende Geschichte, die bis ins antike Ägypten reicht. Bis zum heutigen Tag gibt es einige interessante Entwicklungen. Aber der Reihe nach!

Der erste Verlobungsring

In der Zeit der alten Ägypter hatte der Verlobungsring einen recht pragmatischen Grund: Hielt ein Mann um die Hand einer Frau beim Brautvater an und dieser akzeptierte, so bekam er eine Mitgift. Der Mann bestätigte den Erhalt der Mitgift durch einen Ring, den er seiner zukünftigen Braut an den kleinen Finger der linken Hand steckte. Zu dieser Zeit herrschte der Glaube, dass durch diesen Finger ein Blutgefäß läuft, das direkt mit dem Herzen verbunden ist.

Der erste Verlobungsring, der urkundlich belegt ist, wurde 1477 von Erzherzog Maximilian von Österreich an Herzogin Maria von Burgund überreicht. Es handelte sich dabei um einen goldenen Ring mit einem „M“, ausgefasst aus Diamanten. Dieser Ring gilt als der erste Verlobungsring der Geschichte, bei dem tatsächlich das Schmuckstück im Mittelpunkt stand.

Der Verlobungsring im Biedermeier

Die Epoche zwischen dem Wiener Kongress 1815 und dem Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 bezeichnet man auch als Biedermeier-Zeit oder viktorianische Ära in England. Die Zeit gilt auch als romantische Periode. Während in Kontinentaleuropa wenig und wenn doch, dann sparsamer und schlichter Schmuck getragen wurde, zeichneten sich viktorianische Verlobungsringe durch eine üppige Gestaltung und romantische Motive wie Herzen, Schleifen oder Blumen aus. Die Ringe waren teilweise reich mit Diamanten und anderen Edelsteinen verziert.

Der Verlobungsring im Jugendstil

Während der Zeit des Jugendstils rückte der Kunstwert des Schmuckstücks mehr in den Vordergrund. Die dekorative Wirkung und handwerkliche Perfektion galten mehr als der rein materielle Wert. Hauptmotive waren Pflanzen, Schlangen, Schmetterlinge oder Insekten. Neben Edelmetallen wurden auch unedle Materialien wie Bronze Stahl und Kupfer verwendet. Statt Diamanten wurden Glas, Email, Opal, Mondstein, Perlen, Horn oder Elfenbein verwendet. Gefragte Edelsteine waren Rubine, Achate, Amethyste oder Jade, die vorwiegend im Cabochon-Schliff geschliffen wurden. Der Geschmack der Zeit zeigte sich auch in den damaligen Verlobungsringen.

Der Verlobungsring im Art Déco

Ab circa 1920 begann die Zeit des Art Déco. Diese Epoche brachte unter anderem einen Wandel des Frauenideals mit sich. Die Frau der 1920er Jahre war emanzipiert, aufgeklärt und selbstbewusst. 1922 wurde das Grab des Pharaonenkönigs Tutenchamun entdeckt. Diese Entdeckung löste einen wahren Boom in Sachen ägyptischer Schmuck aus. Halsketten, Broschen, Armbänder oder damals hochaktuelle silberne Netztäschchen für die Abendgarderobe trugen Skarabäen, Sphinx-Köpfe sowie Horusfalken als Dekor. Gegen Ende der 1920er Jahre kamen farblose Steine wieder in Mode. Neben Diamanten wurden zunehmend auch Imitationssteine verwendet. Verlobungsringe wurden vorwiegend aus Weißgold oder Platin gearbeitet. Die floralen und verschlungenen Muster des Jugendstils wurden durch klare geometrische Formen und Muster abgelöst. Als die Farben des Art Déco gelten schwarz, weiß, rot und blau. Typische Materialien waren Lapislazuli, Koralle, Saphir sowie Rubin.

Der Verlobungsring in den Sechzigern

In den 1960er-Jahren wurde ein Trend begründet, der bis heute Bestand hat: Prominente Persönlichkeiten, vor allem Filmstars aus Hollywood, begannen, immer größere Diamantringe zu verschenken und nutzen die mediale Aufmerksamkeit für ihre Karriere. Richard Burton steckte Elizabeth Taylor 1968 den 33,19 ct schweren Krupp Diamanten im Asscher-Cut an den Finger. Unsere Schätzmeister würden sicher große Augen machen, wenn ein Kunde ihnen ein solches Schmuckstück vorlegen würde. Da verblasst selbst der 18,00 ct schwere Diamant, mit dem Jay-Z Beyoncé Knowles 2008 einen Antrag gemacht hat. Betrachten wir die Verlobungsringe anderer bekannter Persönlichkeiten, so stoßen wir zwangsläufig auf berühmte Diamanten der Geschichte - zum Beispiel der Hope Diamant. Aber das ist ein Thema, das einen eigenen Blogartikel wert ist ...

Verlobungsring Diamantsolitär Diamantsolitär Weißgold 585, Diamant im Princess-Schliff, circa 1,60 ct, 11,6 g © Dorotheum
Verlobungsring Brillantsolitär Brillantsolitär 2,93 ct Gold 750, 4,4 g © Dorotheum
Verlobungsring Jugendstilring Jugendstil Damenring Gold circa 580, Imitationssteine, österreichische Amtspunze 1872-1922, 2,3 g © Dorotheum
Verlobungsring lupenreiner Diamantsolitär Lupenreiner Diamantsolitär 4,31 ct Platin 950, Diamant im Smaragdschliff, 5,5 g © Dorotheum
Verlobungsring Art-Deco-Brillantring Art déco Brillant-Damenring Gold 585, teilweise rhodiniert, um 1930, 2,6 g © Dorotheum
Verlobungsring Brillant-Solitär Brillant-Solitärring 8,79 ct Weißgold 750, 7,5 g, Shape: Round brillant Color, grade: I Clarity grade: vsi1 Symmetry: very good Soltaire ring © Dorotheum
Verlobungsring Altschliff-Diamantsolitär Altschliff-Diamantsolitär 2,36 ct Weißgold 585, in Krappenfassung, 3,3 g © Dorotheum
Verlobungsring Diamantsolitär Diamantsolitär ca. 5,72 ct Weißgold 750, 4,2 g, Shape: Emerald Cut Color Grade: K-L Clarity Grade: si1-si2 Fluorescence: Faint Solitaire ring © Dorotheum

Der moderne Verlobungsring

Aktuell gibt es bei Verlobungsringen - im Gegensatz zu Eheringen - keine eindeutigen Trends zu verzeichnen: von modern über klassisch bis hin zu vintage – alles ist möglich. Der zeitlose Klassiker war, ist und bleibt jedoch der Solitär: ein Ring, auf dem ein einzelner Diamant sitzt. Ob der Diamant dabei als runder Brillant oder in einem anderen Cut geschliffen ist, sollte der Mann abhängig vom Geschmack der Frau entscheiden.

Wusstest du, dass ...

... sich im angelsächsischen Raum hartnäckig der Glaube hält, ein Verlobungsring müsse drei Monatsgehälter des Mannes kosten? Diese „Regel“ hat einen nicht ganz so schönen Hintergrund. Sie stammt aus einer Zeit, in der Emanzipation ein Fremdwort war. Der Mann ging zur Arbeit, die Frau blieb zu Hause und kümmerte sich um den Haushalt. Sie hatte somit kein eigenes Einkommen. Im Falle einer Trennung vom Mann sollte sie durch das Belehnen oder Veräußern des Verlobungsrings in der Lage sein, eine gewisse Zeit zu überbrücken, bis sich ein neuer Mann findet. Diese Begründung ist nicht mehr zeitgemäß, wenngleich sie viele Frauen – aber auch die Schätzmeister des Dorotheums, die so hohes Darlehen gewähren könnten – sicher befürworten werden …


Mehr spannende Reisen durch die Welt des Schmuckes kannst du abonnieren - mit unserem kostenlosen Newsletter:

Newsletter

Newsletter
* Pflichtfeld: Bitte ausfüllen.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare anderer Nutzer

Kommentiere als Erste(r) diesen Artikel!

Schreib uns einen Kommentar

* Pflichtfelder

Hol dir geballtes Experten-Wissen und Tipps - mit dem kostenlosen Newsletter-Abo:

Newsletter (Blog) - Sidebar
*Pflichtfeld Bitte ausfüllen