In Österreich kann man, mit ein bisschen Glück, den ein oder anderen Schmuckstein finden. Im Waldviertel können Glückliche beim Spaziergang zum Beispiel über Amethyste in Form von „Brandungsgeröll“ stolpern. Was es mit dem Amethyst auf sich hat und wo man ihn mit etwas Glück finden kann, erfährst du hier.
Der Name „Amethyst“ kommt vom griechischen Wort amethyin bzw. amethystos. Übersetzt bedeutet das so viel wie „vor Trunkenheit bewahren“ und drückt den Glauben aus, dass der Schmuckstein seine Träger:in vor der berauschenden Wirkung des Alkohols schützen solle.
Die frühste Verwendung von Amethyst zu Schmuckzwecken schätzt man auf ca. 3100 v.Chr. In Ägypten stellte er einen der Lieblingssteine der Pharaonen dar. Amethyste wurden geschliffen und zu Schmuckzwecken verarbeitet und zum Beispiel als Halskette oder Amulett getragen. Man fand auch zahlreiche Amethyste in Form von Skarabäen als Grabbeigabe in den Königsgräbern.
Auch bei späteren Herrschern finden sich Amethyste wieder, oft in den Kroninsignien.
Die Reichskrone des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, ist mit vielen schönen Edelsteinen besetzt, darunter 13 Amethyste.
Besonders bemerkenswert sind hier zwei Amethyst Cabochons, die Intaglien aufweisen, deren bildhafte Darstellung aber nach innen gedreht wurde. Man untersuchte die Schmucksteine im Zuge des Project „Crown“ und fand heraus, dass die zwei Intaglien vor über 2000 Jahre geschliffen wurden. Sie zeigen eine Frau mit Maske, eine Mänade und eine Hafenszene. Zudem findet sich ein umgedrehter Amethyst Cabochon mit Apollo Darstellung. Sie stammen aus dem späthellenistischen Griechenland und sind besonders detailreich ausgeführt. Der Amethyst war also auch in der Antike ein beliebter Schmuckstein. Die prominente Position auf dem Kreuz der Reichskrone und auch das Alter lassen darauf schließen, wie wichtig und wertvoll Amethyste damals empfunden wurden.
Die Jahrtausend-lange Beliebtheit ließ viele Mythen um die violett lila Quarz-Varietät ranken. Wie der Name schon sagt, glaubten viele, dass der Amethyst vor der negativen Wirkung des Alkohols schützen könne.
Hildegard von Bingen sprach dem Amethyst verschiedene heilende Wirkungen zu. Er solle sich positiv auf die Hautpflege auswirken und Pigmentflecken, Warzen oder Sommersprossen entfernen. Zudem nutze er laut Hildegard von Bingen gegen Schwellungen und Geschwüre, Spinnenbisse, zur Schlangenabwehr, gegen Läuse und die negative Ausstrahlung von Menschen.
In „Wunderheilungs-Sets“ des 18. Jahrhunderts waren Amethyste auch oft als Medikament, wie in dem vorliegenden Beispiel in Form eines geschliffenen Herzens, vertreten.
Auch im religiösen Kontext schätzt man den Amethyst sehr. In der christlichen Kirche steht der Amethyst für den erhabenen Geisteszustand hoher Würdenträger. Heute noch gehört der Amethyst Ring zu den katholischen Insignien. Jahrelang nannte man einem besonders hochwertigen Amethyst einem Amethyst in „Bischofsqualität“.
Im Alten Testament stellt der Amethyst einen der Edelsteine dar, die die zwölf Stämme Israels repräsentierten.
Im Buddhismus schätzt man die violette Quarzvarietät als Chakra Stein bzw. als heiligen Stein Buddhas. Man ist der Ansicht, dass der Amethyst helfen solle, den Geist zu beruhigen, zu entspannen und das Stirn Chakra zu stärken.
In Österreich befindet sich die wohl größte Amethyst Ader Europas. Im Weinviertel wurde man schon früh fündig. Zwischen Maissau und Eggenburg stieß man 1845 im Zuge von Grabungsarbeiten auf Amethyst Vorkommen. Dies wurde allerdings vergessen und erst später wiederentdeckt.
Im Weinviertel befand sich vor circa 20 Millionen Jahren ein mächtiges Gebirge, an dessen Steilküste sich der Urozean brach. Schon vor ca. 280 Millionen Jahren entstand die Bänderamethyst-Ader und wurde durch tektonische Aktivitäten aus der Tiefe befördert und durch die Brandung des Ozeans teilweise abgetragen. So entstand einzigartiges Brandungsgeröll aus Quarzvarietäten mit Amethyst.
In den 1980er Jahren untersuchte man die Lagerstätte und führte erneute Grabungen durch. Nach genaueren wissenschaftlichen Untersuchungen durch die Krahuletz-Gesellschaft stellte man allerdings fest, dass sich die kommerzielle Förderung des Amethyst Vorkommens um Maissau nicht lohnte. Die Ader lag zu nah an der Oberfläche und wies teilweise stark brüchiges, verwittertes Gestein auf. Eine hochwertige Schmucksteinqualität war leider nicht zu erreichen. Allerdings blieb das Gebiet weiterhin für wissenschaftliche Studien interessant. Eine Untersuchung in den 1990er Jahren bestätigte eine Länge der Maissauer Amethyst Ader von 400 Metern mit einer Maximalbreit von einem Meter. Man nimmt derzeit an, dass die Ader wohl bis zu einem Kilometer lang ist, mit Ausläufern, die sich bis nach Eggenburg ziehen.
Das Amethyst Vorkommen in Maissau und Eggenburg bezeichnet man als „Bänderamethyst“ oder „Amethystquarz“.
Er zeichnet sich dadurch aus, dass es sich um eine bänderförmige Kombination aus Amethyst, Milchquarz, Rauchquarz und anderen Quarz Varietäten handelt. Der Amethystquarz ist nicht von Kristallflächen begrenzt. Er wirkt vielmehr wie in Schichten gewachsen und verwachsen. Er erscheint teils durchscheinend, teils undurchsichtig.
Beim Maissauer Bänderamethyst haben sich die verschiedenen Quarzschichten wie Milchquarz, Amethyst oder Rauchquarz zu unterschiedlichen Zeiten gebildet, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, und somit jeden möglichen Raum eingenommen.
In günstigeren Bedingungen wachsen Amethyste meist auf einer Unterlage bzw. in einer Druse und bilden Kristallflächen und -spitzen aus. Die Farbe des Amethysts sammelt sich oft in den Spitzen und ist dort am kräftigsten. Verantwortlich für die Amethystfarbe ist die Verbindung von Eisen und einer energiereichen Strahlung. Besonders schöne Amethyste stammen aus Brasilien, Mexico oder Südafrika, weitere wichtige Lagerstätten sind unter anderem Madagaskar, Sambia, Uruguay, Indien, USA, Kanada und Russland.
Im „Kristallviertel“, wie viele Schatzsucher:innen das Weinviertel auch liebevoll nennen, finden Hobby Gemolog:innen, Mineralog:innen immer wieder Schmucksteine aus der Quarzgruppe, unter anderem Amethyste.
Vor allem um Maissau und um Eggenburg kann man auf Feldern, im Wald oder bei Grabungsarbeiten immer wieder fündig werden. Allerdings wird es nicht leicht, etwas zu finden, da das mit Amethyst versetzte Brandungsgeröll, das einem eventuell an Feldrändern oder im Wald begegnen könnte, ziemlich unscheinbar ist. Man muss ein gutes und geübtes Auge haben, um die unauffälligen Steine zu entdecken. Auch andere Fundstücke liegen meist nicht einfach auf dem Weg, sondern müssen eher aufwendig gesucht und ausgegraben werden. Mehr Glück hat man in der Amethyst Welt. Hier gibt es eine Fundgarantie.
Bei Eggenburg befinden sich viele Fundstellen im nördlichen Bereich, in der Nähe des Friedhofs. Wo man in den 1960er Jahren häufig etwas finden konnte, liegt heute allerdings Großteils ein Neubau bzw. Siedlungsgebiet.
Im hochalpinen Gebiet findet man immer wieder schöne Quarze darunter auch Amethyst Spitzen. In Tirol, zum Beispiel in den Gegenden um Schwaz und Lienz, in Kärnten, in Osttirol oder auch im alpinen Salzburger Land, wie zum Beispiel im Habachtal, werden Sammler:innen mit hochalpiner Erfahrung fündig. Dies ist für Einsteiger:innen allerdings wenig zu empfehlen, da hier viel Fachwissen rund um Mineralogie und vor allem hochalpines Bergsteigen gefragt ist. Die Chance, dass man einen Amethyst Kristall am Wanderweg liegend findet, liegt wohl eher gegen Null.
Wer eine schöne Wanderung machen möchte, mit dem Gefühl, dass man theoretisch etwas finden könnte, kann im Weinviertel die Wälder und Felder rund um Eggenburg, Straning, Limberg und Maissau erkunden.
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